Hannover-Linden im Juni 2021
Auf dem Faust-Gelände bis ganz hinten, dann links durch das Metalltor aus vielen Kreisbögen, am Ende eines Hofs, der von Kletterrosen bewachsen ist, arbeitet die Metallgestalterin Maren Triebler .
Der Arbeitsraum ist schlicht und funktional und bekommt einen eigenen Charme durch Kugeln aus Kunstrasen, die von der Decke hängen. In dieser Werkstatt kann Maren schalten und walten, wie sie will , hier kann sie Freiräume nutzen und mit dem Silber tanzen. So bezeichnet die Designerin die Vielseitigkeit im Umgang mit dem Material, denn sie kann es schmieden, sägen, schleifen, giessen, feilen und polieren.
Die Techniken sind alt, können aber immer wieder anders kombiniert werden und dadurch ergeben sich neue Wege und Gestaltungen.
So sind zuletzt Ketten aus Silber und ungeschliffenen Diamanten mit individuell gebauten Verschlüssen entstanden. Im Kontrast zu dem prinzessinnenhaften Material steht der Aufbau, der den Ketten eine etwas sperrige und widerborstige Wirkung gibt, als wären es kleine Persönlichkeiten.
Diese Kontraste und die verschiedenen Werktechniken sind es, die Maren zu neuen Objekten anregen. Der Gegensatz von hartem Hammerschlag und den zarten Oberflächenstrukturen, die dabei entstehen oder die Entstehungstechnik beim Giessen. Einzelne winzige Formen werden aus Wachs modelliert , zusammengesetzt und abgegossen. Die Formen des weichen Wachses erstarren dann zu hartem Silber. Daraus entstehen z.B. Ringe mit einem grafischen Ausdruck, die nur durch die Metallfarben hell und dunkel Wirkung zeigen.
Schon auf der Fachhochschule in Hildesheim hat Maren den Umgang mit unterschiedlichen Metallen genossen, auch heute empfindet sie die Nachbarschaft zur Stahlbauwerkstatt und den Schmiedetechniken als anregend. Ihr Lieblingswerkzeug neben der Poliertrommel ist immer noch der 400g amerikanische Schmiedehammer. Mit diesem Werkzeug schmiedet sie Löffel oder Salatbestecke aus einem Stück Silber.
Die Arbeiten, die in ihrer Werkstatt entstehen, verkauft Maren auf Märkten und Ausstellungen
weit über Hannover hinaus. Der Kontakt zu Interessenten und die Resonanz von Kunden sind ihr wichtig , auch für die gestalterische Entwicklung.
Und doch bezeichnet sie ihre Werkstatt als ihre Heimat, hier ist die Basis für die Freiheit, die durch den Dreiklang von Gestaltung, Werkstattarbeit und Märkten entsteht.
Gestalterisch offensein ist ihr Credo : „denn das Schöne ist doch, daß es nie aufhört“ !
Schöne, effektive Werkstatttage wünscht dir martina
Text und obere Fotos: Martina Schrader, untere Fotos: M. Triebler
Hameln, im März 2021
Am Rand der Altstadt, in einem Quartier mit kleinen, eigentümergeführten Geschäften
hat Britta Sommer ihren Laden. Seit mehr als zwei Jahren arbeitet die diplomierte Schmuckgestalterin in einem alten Fachwerkhaus.
Ich betrete einen grossen Verkaufsraum, der von einer eindrucksvollen Tapete mit dezent floralem Dessin in dunkelblau und gold dominiert wird. Hier steht auch der Werktisch mit 5 Arbeitsplätzen und hier fertigt Britta Schmuck mit klassischem Ausdruck und klassischen Goldschmiedehandwerkstechniken.
Silber und 750er oder 900er Gold kombiniert sie gern wie 2 unterschiedliche Pole, die eine Spannung erzeugen und sich trotzdem ergänzen. Es sind gerade Fassungen für Perlohrringe , die an Blütendetails erinnern, in Arbeit, sowie feine Rosenstrukturen für Ohrstecker.
Die Goldschmiedin zeigt mir Kettenanhänger aus Edelsteinen mit Facettenschliff,
die mit einer kronenähnlichen Fassung versehen sind, eine sensible Kombination, ausgehend vom Stein.
Auf meine Frage, was sie an ihrer Arbeit besonders gut findet, antwortet sie lachend:Alles!
Das Zusammenbringen von kognitiven und handwerklichen Fähigkeiten, das erfüllende Gefühl, ein selbstgefertigtes, ästhetisches Stück in den Händen zu halten, der Umgang mit den Menschen, die sie berät, für die sie persönlichen Schmuck anfertigt und die sie damit erfreut.
Insgesamt ist es die grosse Vielseitigkeit ihrer Tätigkeit und der Selbständigkeit.
Da ist es kein Wunder, daß Britta ihre Werkstatt als zweites Zuhause bezeichnet, es ist für sie der Ort, wo Kreativität und Handwerk ihren Platz finden.
Das können auch die Teilnehmer ihrer Goldschmiedekurse erleben. Es freut Britta, wenn sich die KursteilnehmerInnen wohl fühlen, oder wenn sie Menschen etwas näher bringen kann:
Ihren Schmuck oder Werkstücke anderer KunsthandwerkerInnen aus ganz Deutschland.
Diese ausgewählten Arbeiten, mal mit pflanzlichen Motiven oder ganz schlicht präsentiert Britta
in einem sehr sehenswerten Raum, ihrem Gewölbekeller...
Schöne, produktive Werkstatttage wünscht Dir martina
Text und Fotos Martina Schrader
Hannover-Döhren, im Februar 2021.
Anne S Gueler öffnet mir die Tür zu ihrem Laden, in dem sie die eigenen Produkte
und auch die anderer Kunsthandwerker verkauft. Ihr freundliches Lächeln ist trotz der
Maske deutlich erkennbar.
Wir gehen einige Stufen hoch, in die hinteren Räume, in ihre Werkstatt.
Wolle auf Konen steht, nach Farben und Materialien geordnet, im Regal, 2 Strickmaschinen
lassen erkennen, was hier entsteht:
Strickwaren wie Jacken, Pullis, Kleider und Accessoires z.B. Schals, Pulswämer und Mützen.
Seit 2005 arbeitet und lebt die Textildesignerin in Döhren und schätzt den Stadtteil wegen des guten Umfelds .
Der Austausch mit den Kunden, eine Idee so umzusetzen, daß ein brauchbarer, langlebiger
Gegenstand entsteht, das macht Anne Freude, ebenso wie der Umgang mit dem Material und den Farben.
Ihre Arbeiten sind erkennbar an den selbst entworfenen Mustern und an ihren speziellen, eigenen Farbabstufungen. Ich sehe Kombinationen von beige, natur und hellen Wasserfarben oder verschiedene Rottöne mit rost und mattem orange, auch blau- und grüntöne in vielfältigen
Variationen fügen sich zu kleidsamen Stücken.
In der letzten Zeit hat ein Wunsch nach grösserer Klarheit und Reduktion dazu geführt, daß Annes neue Stricksachen schlichter, auch mal uni, gestreift oder mit Strukturen sind und durch die veränderte Stricktechnik auch feiner und weicher fallen. Aber immer erkennbar als Annes Arbeiten:
in sich stimmig, zurückhaltend, farbverliebt.
Die Werkstatt ist für Anne nicht nur das Mittel, um den Lebensunterhalt zu schaffen, dort kann sie
auch mit Herzblut und Engagement ihre Freude am Textilen ausleben.
Schöne, fruchtbare Werkstatttage wünscht Dir martina
Text und Fotos Martina Schrader